Nachricht | „Annas Kriegsanleihe. Eine Spurensuche in Mecklenburg.“

Gern weisen wir auf eine publizistische Neuerscheinung hin: Unser langjähriger Kollege Dr. Michael Herms hat sich im Ruhestand wieder seiner früheren Profession als Historiker zugewandt. Dieser Tage erschien in der Edition Temmen seine historische Erzählung „Annas Kriegsanleihe. Eine Spurensuche in Mecklenburg.“

Gern weisen wir auf eine publizistische Neuerscheinung hin:
Unser langjähriger Kollege Dr. Michael Herms hat sich im Ruhestand wieder seiner früheren Profession als Historiker zugewandt. Dieser Tage erschien in der Edition Temmen seine historische Erzählung „Annas Kriegsanleihe. Eine Spurensuche in Mecklenburg.“

Die reich illustrierte, historische Erzählung basiert auf biografischen Daten der Großeltern des Autors. Kenntnisreich erzählt Herms die Lebensgeschichte im Zusammenhang mit den alltagsgeschichtlichen, politischen und militärischen Abläufen und zeichnet für einen Zeitraum von zehn Jahren den Kriegs- und Nachkriegsalltag in der »Griesen Gegend« Mecklenburgs nach.

Die Häuslertochter Anna aus Groß Laasch verlobt sich 1913 im mecklenburgischen Neustadt mit dem Baumeister Hermann. Gleich ihm ziehen 100 Männer aus Annas Heimatdorf in den Krieg, darunter vier ihrer Brüder, um deren Überleben Anna bangt. Nach dem Tod ihres Bruders Ludwig erhofft sie sich von der Zeichnung einer Kriegsanleihe ein baldiges Kriegsende und die Rückkehr ihrer Lieben.

Die ersten Kriegsjahre durchlebt Anna den schwer zu bewältigenden Alltag in Ludwigslust, dann kehrt sie ins Dorf zurück, wo sie Hermann 1917 unterm Geläut jener Kirchenglocken heiratet, die bald zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden.

Hermann durchlebt den Krieg „von der Maas bis an die Memel“ als Eisenbahnbaupionier in Belgien, Frankreich, Russisch-Polen, Weißrussland, Litauen, Lettland und wieder in Frankreich. Nach 1.490 Tagen kehrt er zu Annas großer Erleichterung unversehrt heim. Nicht so ihre Brüder Adolf, der in Frankreich gefallen und Heinrich, der in einem Militärlazarett an der Spanischen Grippe verstorben ist. Gustav befindet sich in englischer Gefangenschaft.

Um dieses Familienschicksal gruppiert sich der Kosmos des Dorfes, dessen Bevölkerung einen hohen Blutzoll zahlt. Eine Stele verzeichnet die Namen von 47 gefallenen Ehemännern, Vätern, Söhnen oder Brüdern – Bauern, Büdner, Häusler, Handwerker. 19 Jahre zählte der Jüngste, 35 der Älteste. Mindestens 23 Männer kehren mit Verletzungen heim, 9 aus der Kriegsgefangenschaft.

Hermann arbeitet 1919 als Werkmeister im Parchimer Heeresabrüstungslager, danach als Baumeister in Hagenow und in Ludwigslust. In Parchim erlebt er die Demobilisierung der Truppen, die Entlassung der Kriegsgefangenen und den Kapp-Putsch. In diesen Tagen erwartet Anna ihr erstes Kind. Nach der Inflation erhält Anna Post vom Reichsfinanzministerium: ihre Kriegsanleihe ist futsch. Wie Millionen Deutsche hat sie nicht nur den Krieg, sondern auch die Kriegsschulden mitfinanziert. Was wiegt ihr materieller Verlust gegen den drei gefallener Brüder?

Die reich illustrierte, historische Erzählung basiert auf biografischen Daten der Großeltern des Autors. Kenntnisreich erzählt Herms die Lebensgeschichte im Zusammenhang mit den alltagsgeschichtlichen, politischen und militärischen Abläufen und zeichnet für einen Zeitraum von zehn Jahren den Kriegs- und Nachkriegsalltag in der »Griesen Gegend« Mecklenburgs nach.

Michael Herms, 1955 in Wismar geboren, Studium der Geschichte in Rostock, 1999 Promotion zum Dr. phil. an der TU Berlin, in den 1990er Jahren Historiker am Institut für zeitgeschichtliche Jugendforschung Berlin, Verfasser von Büchern über deutsch-deutsche Zeitgeschichte, darunter zwei politische Biografien sowie die einer Insel: „Flaggenwechsel auf Helgoland“, Berlin 2002. 2003-2018 Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern;