29. April 2021 Diskussion/Vortrag «Treuhandschicksale auf Rügen»

Digitaler Erzählsalon

Information

Veranstaltungsort

Digital

Zeit

29.04.2021, 19:00 - 21:30 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Arbeit / Gewerkschaften, Stadt / Kommune / Region, Wirtschafts- / Sozialpolitik

Zugeordnete Dateien

Eintritt frei. Keine Zugangsdaten erforderlich. Max. 500 Teilnehmende können live dabei sein

Einwahl:https://zoom.us/j/99284407575(Zoom-Konferenz freigeschaltet von 18.30 bis 21.30 Uhr)

Stolz blicken die Menschen zurück, die an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns auf Werften, im Fischfang oder bei Reedereien beschäftigt waren. Mit der politischen Wende von 1989/90 kam der Umbruch und mit ihm der Niedergang ganzer Industrien. Anders als vom Runden Tisch und von der Modrow-Regierung beabsichtigt – eine Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums zu gründen –, wurde von der Maizière-Regierung und im Zuge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 1. Juli 1990 eine Superbehörde aufgebaut. Ihr Auftrag: die 9.000 volkseigenen Betriebe, in denen 4,1 Millionen Werktätige arbeiteten, innerhalb von vier Jahren »markttauglich« zu machen, sprich: zu privatisieren oder zu liquidieren. Mit der Folge, dass Millionen von Arbeitsplätzen zerstört wurden. Die Geschichte der Treuhand, mythenbeladen und legendär, hat sich tief ins Gedächtnis der Menschen gegraben. Fast jede Familie in Ostdeutschland ist betroffen. Allzu oft überlagern heute Scham und Frust die jeweiligen Lebensleistungen

Anlässlich der Wanderausstellung »Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale«, die vom 1. April bis 7. Juni 2021 im Dokumentationszentrum Prora auf Rügen zu sehen ist, laden die Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern, der Aussteller und Rohnstock Biografien aus Berlin zu einem digitalen Erzählsalon: Zeitzeugen teilen ihre persönlichen Erfahrungen. Wie entwickelte sich die Treuhand-Anstalt? Welche Rolle spielte sie im Leben der Menschen? Welche Auswirkungen hatte sie auf die Entwicklung von Institutionen, Strukturen, Gremien und Betriebe?
Und welche Erfahrungen haben Sie mit der Treuhandpolitik gemacht? Auch die Zuhörenden/Zuschauenden sind herzlich eingeladen, ihre Erinnerungen einzubringen!
Ihre Erfahrungen am digitalen Runden Tisch teilen u.a.:

▸Prof. Christa Luft, ehem. Rektorin der Hochschule für Ökonomie (HfÖ) Berlin, 1989-90 Wirtschaftsminis-terin in der Modrow-Regierung

▸Kerstin Kassner, 2001-2011 Landrätin des Landkreises Rügen, seit 2013 als Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Bundestag

▸Christiane Latendorf, seit 1998 Fraktionsvorsitzende von Die Linke im Kreis Vorpommern-Rügen (vormals Kreis Nordvorpommern)

▸Moderation: Katrin Rohnstock, Kuratorin der Ausstellung »Schicksal Treuhand – Treuhand Schicksale« und Entwicklerin des Formats Erzählsalons


Zur Moderatorin / zum Format:
Katrin Rohnstock, die mit ihrem Team von Rohnstock Biografien die Wanderausstellung für die Rosa-Luxemburg-Stiftung kuratierte, leitet den digitalen Erzählsalon – dessen analoges Ursprungsformat sie vor 20 Jahren entwickelt und bereits zu verschiedensten Themen praktiziert hat. Der Erzählsalon ist ein urdemokratisches Forum: Jeder bekommt die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge zu erzählen. Wenn einer spricht, hören die anderen zu. Keine Geschichte wird kommentiert. So entfaltet sich ein breites Spektrum unterschiedlichster Erfahrungen. Um auch in Corona-Zeiten einen lebendigen Ort für Geschichten zu ermöglichen, haben Katrin Rohnstock und ihr Team das bewährte Veranstaltungsformat ins Internet transformiert. Der digitale Erzählsalon dauert, wie sein Präsenz-Pendant, etwa zwei Stunden. Alle Teilnehmenden – ob Erzählende oder Zuhörende – sind per Videokonferenz miteinander verbunden. Einem breiten Publikum bekannt ist das digitale Format durch das Rohnstock-Projekt »30 Jahre Deutsche Einheit: Deine Geschichte – Unsere Zukunft«, in dem in 40 Online-Veranstaltungen Hunderte Menschen aus Ostdeutschland zusammenkamen und live ihre Veränderungsgeschichten erzählten. Sie teilten gemeinschaftlich, was für sie die Wende und ihre Folgen bedeuteten – nicht selten verbunden mit einem vergleichenden Blick zurück in die DDR. Alle Erzählsalons sind abrufbar auf YouTube, in einem lebendigen Archiv der Wiedervereinigung, gebündelt erreichbar über die Projekt-Website: www.deine-geschichte-unsere-zukunft.de

Zur Ausstellung:

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lässt in der Wanderausstellung Zeitzeug*innen zu Wort kommen, deren Lebensgeschichte durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode, Fernsehelektronikerin in Berlin-Oberschöneweide oder Sicherheitsinspektor im Braunkohlenkombinat Lauchhammer. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Mittels QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.
Mehr zur Ausstellung und deren Kontext: https://www.rosalux.de/dossiers/1989-90-aufbruch-ins-ungewisse

Die Wanderausstellung ist noch bis zum 7. Juni 2021 im und in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationzentrum Prora auf Rügen zu sehen.


Dokumentationszentrum Prora
Dritte Straße 4
18609 Binz/Prora

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern

Telefon: (0)381 4900450