»Schweigen über Lilo«

Lesung aus Anlass des 70. Todestages von Lilo Herrmann

Eine dokumentarische Erzählung über Liselotte Herrmann, die 1938 von den Nazis hingerichtet wurde und deren wahres Leben in der DDR verschwiegen wurde. Lilo Herrmann wird am 12. Juni 1937 wegen Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat von den Nazis zum Tode verurteilt. Damit wird zum ersten Mal im Dritten Reich eine junge Mutter hingerichtet. Das Bild dieser jungen Mutter mit ihrem Sohn Walter auf dem Arm wird später in der DDR zum Heldenklischee einer antifaschistischen Widerstandskämpferin stilisiert. Aber die wahre Geschichte der Liselotte Herrmann kam nie ans Licht, weil sie den Bilderbuch-Vorstellungen der Parteiführung zuwider lief.

Leseprobe: ... „Sehen Sie“, sagt Mauch, „eigentlich erfahren wir auch alles ohne Ihre Hilfe. Aber Sie begreifen einfach nicht, daß wir Ihnen nur helfen wollen. Sie sind ein junger Mensch. Die Jugend ist forsch, gewiß, aber sie verrennt sich auf oft. Sie kommen doch aus gutbürgerlichem Hause. Ihre Eltern haben Sie doch nicht zu  iner Vaterlandsverräterin erzogen. Vielleicht ist Ihnen gar nicht so recht bewußt gewesen, in welche Gefahr Sie Ihre Eltern und Ihr Kind durch die Sabotage gebracht haben Wir können noch einiges geraderücken, wenn Sie uns die Namen der Leute nennen, von denen Sie, sagen wir mal, verführt wurden. Ihr Schweigen imponiert mir ja schon fast, aber man schweigt sich doch nicht um Kopf und Kragen.“ ... »Schweigen über Lilo«
dokumentarische Erzählung über Liselotte Herrmann
1993, Ravensburger Verlag, ISBN 3-473-35129-6
1995, Ravensburger Taschenbuch Band 4131