DDR-Geschichte heute - Ein Historiker setzt sich mit Bildern und Zerrbildern auseinander

Die politische Polarisierung der DDR-Vergangenheit verhindert auch 20 Jahre nach dem Ende des „realen Sozialismus“ noch immer eine „Historisierung“ der DDR. Der im Jahre 2005 von Christina Weiss, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der rot-grünen Regierung, konstituierten Expertenkommission schwebte ein Wechsel von der politischen Delegitimierung zur kritischen Historisierung der DDR vor; in Entwurfsfassungen des Expertenvotums war von „Paradigmenwechsel“ gesprochen worden. Der andauernde Versuch einer „Trivialisierung der DDR“ sollte beendet und in die Bahn seriöser historischer Forschung gelenkt werden.
Dieses an sich vernünftige Vorhaben, stieß nach Bildung der Regierung der Großen Koalition  auf energischen Widerstand. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) witterte „Tendenzen der Verklärung der ehemaligen DDR“.
Gerade heute wird angesichts der unübersehbaren Krisenerscheinungen der kapitalistischen Gesellschaft die DDR als Instrument massiver politischer Auseinandersetzung benötigt. Der vom 22. Parteitag am 1./2. Dezember in Stuttgart bestätigte Antrag des CDU-Bundesvorstandes „Geteilt. Vereint. Gemeinsam. Perspektiven für den Osten Deutschlands“ setzt auf eine neue Welle der politischen Delegitimierung der DDR im Jahre 2009. Siegfried ProkopProf. Dr. sc. phil. Geboren 1940. 1946-1958 Schule und Oberschule in Chemnitz, Kreis Altentreptow bzw. Neubrandenburg. 1958-1963 Studium der Geschichte und Germanistik in Berlin und Leningrad (St. Petersburg). 1983 bis 1996 Professor für Zeitgeschichte am Institut für Geschichte der Humboldt-Universität Berlin; 1987 Gastprofessur in Paris, 1988 in Moskau und 1991 in Montreal. 1998 Projektleiter an der Forschungsstelle für historische und sozialwissenschaftliche Studien in Berlin-Marzahn. 1994-1996 Vorsitzender der Alternativen Enquetekommission „Deutsche Zeitgeschichte”; 2003–2005 Präsident des Ostdeutschen Kuratorium der Verbände (OKV); seit 2006 Vorsitzender des Vorstands der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. Publizist und Historiker in Bernau bei Berlin. Verheiratet mit einer Ärztin; zwei Töchter.Letzte Buch-Publikationen: Ich bin zu früh geboren. Auf den Spuren Wolfgang Harichs. Berlin 1997; Intellektuelle im Krisenjahr 1953. Schkeuditz 2003; 1956-DDR am Scheideweg. Opposition und neue Konzepte der Intelligenz, Berlin 2006; (als Hg.): Der versäumte Paradigmenwechsel. „Spiegel-Manifest“ und „Erster Deutscher im All“– die DDR im Jahr 1978. Schkeuditz 2008.