"Das ist doch nur Baustellenhumor!"

Eine Woche lang werden sich bei uns im Gutshaus Hermannshagen e.V. ca 30 Wandergesell*innen und reisenden Handwerkerinnen*  rund um die Themen Gender und Sexualität, dem Umgang mit Sexismus im Arbeitsalltag, Selbstermächtigung und Selbstbewusstsein austauschen.
Unser Ziel ist es allen nicht cis-männlichen Personen einen sicheren Raum des  Austausches zu diesen Themen zu ermöglichen. Gerade unter uns reisenden Handwerker*innen ist Sexismus  ein ständiger Wegbegleiter. Wir möchten Aufklären, Vernetzen und den anwesenden Personen einen Weg des selbstbestimmten Umgangs aufzeigen.

Um ein kleines Bild unseres alltäglich erlebten Alltagssexismus zu geben, hier ein paar Beispiele was Wandergesellinnen* und reisenden Handwerkerinnen* passiert (immer muss dabei beachtet werden das wir eine ständig reisende Gesellchaft sind, die durch das häufige wechseln des Standortes, sowie des Arbeitsplatzes etc. sehr oft mit verschiedenstem Sexismus konfrontiert wird):
•  in vielen Werkstätten hängen Frauen*verachtende Nacktkalender die als Werbegeschenke der Werkzeugherstellungsfirmen kostenlos zugänglich sind. Sobald die Kollgeschaft darauf hingewiesen wird und um Entfernung gebeten wird, tritt nicht selten großes Unverständnis und aggressives Verhalten auf. Jedes Mal aufs neue erlebt sind solche Kämpfe zermürbend und demotivierend.
• da wir oft zum trampen an der Straße stehen werden wir manchmal auf Sexarbeit angesprochen, aber nicht nur am Straßenrand, sondern auch bei ganz normalen Stadtaufenthalten. Wie gehe ich mit so einer Situation um wenn ich alleine bin? Ohne Mobiltelefon?
• Gerade von cis-männlichen handwerkenden Personen wird uns FLINTA*s nicht zugetraut dieselbe Arbeit zu verrichten, ob es um Maschinenbenutzung geht, einen Balken zu tragen oder um Fachwissen. So werden auf Baustellen meist eher den männlich gelesenen Personen das Urteilsvermögen zugestanden und wissenserweiternde Aufgaben zugewiesen als ihren ebenso befähigten FLINTA* Kolleginnen*
• auf der Suche nach Schlafplätzen sind wir auf unbekannte Menschen angewiesen die uns bei sich aufnehmen, doch leider passiert es auch das diese Menschen sich als aufdringlich erweisen und noch spät in der Nacht ein neuer Schlafplatz gesucht werden muss.
• Ständig werden wir gefragt ob es nicht schwer ist als Frau* so alleine unterwegs zu sein und ob wir denn keine Angst haben so ohne Begleitung
All dies und mehr, tagtäglich erlebt, machen einen guten Austausch zu anderen reisenden FLINTA*s im Handwerk unglaublich wichtig. Genauso wie den richtigen Umgang in solchen Situationen für sich selbst  zu finden.

In Zusammenarbeit mit Gutshaus Hermannshagen e.V.